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Die Welt im
Umbruch


Die letzten Monate waren für uns als Transformations- und Zukunftsfähigkeits-Experten sehr intensiv: Wir haben uns eingehend mit unserem eigenen Zukunftsbild befasst. Denn je „klarer“ dieses ist, desto wertvoller und wirksamer sind wir für unsere Kunden. Jetzt mag man meinen, dass Corona der Auslöser für unseren Reflexionsprozess war. War es nicht.

Es fing früher an, einen genauen Zeitpunkt oder Anlass können wir gar nicht festmachen; es war eher das dringlicher werdende Gefühl, unseren Beobachtungen und Wahrnehmungen mehr Aufmerksamkeit schenken zu müssen. Unsere Kinder gingen auf die Straße, Traditionsunternehmen belogen ihre Kunden, die Schattenseiten sozialer Medien wurden unübersehbar und politischer Populismus trat an, unsere Gesellschaften zu spalten.

Und in unserem beruflichen Umfeld erlebten wir zunehmend, wie Führungskräfte unter dem Druck von Globalisierung und Digitalisierung, von Komplexität und widersprüchlichen Anforderungen, damit rangen, Orientierung zu bieten, die ihnen selbst abhanden zu kommen drohte.

Wie navigiert man in unsicheren Gewässern?

Wir kamen zu der Überzeugung, dass die ineinandergreifenden Einzelbeobachtungen im Zusammenhang betrachtet werden wollen und auf gesellschaftliche Fragen gerichtet sind, die wir im operativen Modus des Tagesgeschäfts nur allzu leicht auf später verschieben. Aber in diesem Modus und angesichts aller Turbulenzen und Herausforderungen verfehlen wir die Chancen und Möglichkeiten, die in diesen Fragen stecken: Wie navigiert man in unsicheren Gewässern? Wie entwickeln wir gemeinsam – im Unternehmen und in der Gesellschaft – wünschenswerte Zukunftsbilder und wie gestalten wir die Übergänge? Welche Einstellungen und Kompetenzen helfen uns und wie bleiben wir gesund und zuversichtlich gestimmt?

Systemische Strategiearbeit

Im Unternehmenskontext machen wir die Erfahrung, dass Zukunftsfähigkeit eine Überprüfung, wenn nicht Abkehr von klassischen Strategieentwicklungsprozessen benötigt, die nach wie vor eher hierarchisch und funktional geprägt sind und meist „unter Ausschluss der Belegschaft“ stattfinden. Zu wenig gesehen wird das Potenzial und das Engagement von MitarbeiterInnen, die nicht nur nahe am Puls des Marktes und der Kunden sind, sondern auch hinsichtlich der Ausgestaltung und Umsetzung mit ihrer Expertise so nicht wirksam werden können. Daher ist es für uns keine Überraschung, wenn immer noch so viele Change Projekte scheitern; tolle Hochglanzpräsentationen können mit dem lebendigen Gespräch niemals mithalten. Kulturarbeit setzt deshalb auf die Befähigung zu offenem und angstfreiem Dialog, zum Umgang mit Vielfalt, Komplexität und Unsicherheit und baut auf Vertrauen und eine wertschätzende Streitkultur.

Kreativer und zukunftsorientierter Umgang mit Komplexität

Wie gelingt es aber sich angesichts der hohen Anforderungen und gewichtiger Themen wie u.a. Digitalisierung, Klimawandel und gesellschaftliche Polarisierung nicht überfordert zu fühlen, sondern die eigene und die gemeinsame Handlungskompetenz zu stärken? Aus der Komplexitätsforschung wissen wir, Komplexität ist nicht nur ein Problem, sondern zugleich die Quelle von Lösungen. In Wirklichkeit gibt es nämlich keine einfachen Lösungen für komplexe Probleme, wenn wir nicht regelmäßig das Kind mit dem Bade ausschütten möchten. Und wir wissen auch, welcher Rahmen, welche Einstellungen und welche Strukturen einen kreativen und zukunftsorientierten Umgang mit Komplexität begünstigen. Dazu zählen Vielfalt und Unterschiedlichkeit (von Blickwinkeln, Ausbildung, Erfahrung, Herkunft und vielem mehr), eine aufgeschlossene Haltung gegenüber Veränderungen, Offenheit gegenüber dem Neuen/Unbekannten und Mut, auch ohne Erfolgsgarantie Neues auszuprobieren, zu experimentieren.

Für Unternehmen ebenso wie für jeden Einzelnen und jede Einzelne ist es von unschätzbarem Wert, neugierig zu sein bzw. neugierig zu werden. Und wenn das bislang nicht prominent auf der Agenda stand, dann ist es Zeit, gemeinsam Neugier und Offenheit gewissermaßen wachzuküssen. Abgesehen davon, haben Neugier und Offenheit die Qualität, Ängste und Unsicherheit blass aussehen zu lassen. Erst recht, wenn wir gemeinsam und aufeinander neugierig sind.

Wir alle werden gebraucht für die Welt im Umbruch. Warum debattieren wir nicht gemeinsam, wie wir uns eine „zeitgemäße“ und ansprechende Zukunft vorstellen: im Team, im Unternehmen, in der Gesellschaft.

Wir sind alle gefragt, und auf jeden Einzelnen kommt es an.

Zusammen ist es leichter.

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