
Andrea Mikoleit berichtet aus dem 2. Kapitel des neuen Buchs!
Andrea Mikoleit
Strategie sollte keine „Königsdisziplin“ in einem Unternehmen sein, sondern eine Einladung, selbstbewusst die eigene Zukunft zu erfinden und zu gestalten. Wenn dies als gemeinschaftliche Organisationsleistung verstanden und intelligent in das tägliche Führungshandeln eingebunden wird, sprechen wir von systemischer Strategiearbeit.
Andrea Mikoleit ist isb Lehrtrainerin und Mitautorin des neuen Buchs „Praxis der Strategiearbeit in Organisationen“. Nach dem 1. Buch zur systemischen Strategiearbeit „Systemische Strategiearbeit in Organisationen. Strategiekompetenz für Entscheider und Berater“ mit Impulsen, Modellen und Konzepten haben sie, isb Leiter Thorsten Veith und isb Lehrtrainer Volker Köhninger Ende 2024 nun die Fortsetzung veröffentlicht.
Wesentliche „Leitorientierungen“ im Praxisbuch zur Strategiearbeit sind:
1. Systemisch als Grundhaltung
Systemisch zu denken und zu arbeiten bedeutet, die Wirkzusammenhänge sozialer Systeme zu verstehen, intelligent mit ihnen umzugehen und so die Wirksamkeit eines Vorhabens/einer Maßnahme erheblich zu erhöhen. Dazu gehören eine konsequente Lösungs- und Ressourcenorientierung, vernetztes Denken zum Erkennen von Zusammenhängen und Kräften im System, eine wirklichkeitskonstruktive Perspektive und die Suche nach Systemlösungen zur Verknüpfung aller relevanten Perspektiven.
2. Iterativ statt perfekt
Die eine „perfekte Strategie“ für ein Unternehmen oder einen Bereich kann und wird es nicht geben (vgl. Köhninger, Mikoleit & Veith, 2022). Es ist hilfreich, diesen Umstand als Chance und nicht als Bedrohung aufzufassen. Iterative Ansätze helfen, um übergeordnete strategische Leitplanken (z. B. Vision, Mission) mit notwendigen Anpassungen „entlang des operativen Weges“ zu verknüpfen.
3. Arbeiten auf drei organisationalen Ebenen
Um in der Transformationsarbeit nachhaltige Wirksamkeit zu erzielen, müssen alle drei Organisationsebenen mitgedacht und in das Vorhaben einbezogen werden: Auf der strategischen Ebene werden übergreifende Unternehmensfragen und -entscheidungen geplant, diskutiert, initiiert und gesteuert. Auf der operativen Ebene finden sowohl das Tagesgeschäft als auch besondere Projekte oder Vorhaben (z. B. Transformationen, Reorganisationen, Pilotierungen) operativ – also unmittelbar wirksam – statt. Die kulturelle Ebene ist eine mächtige, jedoch kaum sichtbare Ebene, auf der Werte und Normen des Unternehmens „verwahrt“ und entwickelt werden, oft in Form ungeschriebener Gesetze. Wird eine der Ebenen nicht adäquat einbezogen, gerät häufig das gesamte Vorhaben aus der Balance.
4. Retropolation statt Extrapolation
Strategiearbeit ist ein Prozess, bestehend aus den Elementen: Standortbestimmung/Analyse, Prognoseerstellung, Handlungsableitungen, Umsetzung ins operative Tun. Die Kernfrage in diesem Prozess ist: Wie kommt man zu einer realistischen, aussagefähigen und nützlichen Prognose? In der strategischen Retropolation wird hierzu „ein Blick zurück nach vorn“ geworfen, anstatt lediglich Ergebnisse der Vergangenheit fortzuschreiben/zu extrapolieren. Dafür wird zunächst ein für das Unternehmen relevantes und attraktives Zukunftsbild entwickelt. Ausgehend von diesem Zukunftsbild wird zurückgeblickt auf die aktuelle Situation und erste konkrete Schritte in Richtung dieses Zukunftsbildes werden anvisiert. Einmal eingeschlagen ist dieser Weg keinesfalls starr. In regelmäßigen Updates werden – mit geringem Zeitaufwand – sowohl das Zukunftsbild als auch das nun zu bewältigende Stück Wegstrecke iterativ angepasst.
Mit diesen Leitorientierungen und konkreten Instrumenten ausgestattet, gelingt systemische Strategiearbeit und führt gleichzeitig zu einer Erhöhung des Reifegrades im Unternehmen.
Mehr Informationen zum Buch findet man hier.
Hier kann man das Buch direkt kaufen als eBook und/oder in der Print-Version.
Quelle: isb QmbH